Rennpferdebesitzer werden

Wer von denen, die den Galopprennsport lieben, träumt nicht davon, auch mal ein eigenes Rennpferd zu besitzen? Viele trauen sich nicht? Warum eigentlich nicht? Der Weg zum eigenen Rennpferd ist eigentlich ganz einfach - sofern man das nötige Kleingeld besitzt.

Der erste Schritt, ein Rennpferd zu besitzen, ist logischerweise, eines zu kaufen. Dafür kann man auf eine Auktion gehen, die mehrmals im Jahr stattfinden. Dort werden neben Jährlingen auch ältere Renn- und Zuchtpferde angeboten. Mit etwas Glück kann man einen späteren Derbysieger für kleines Geld kaufen (z.B. Philipo wechselte als Jährling für 9000 DM den Besitzer und wurde 22 Monate später Derbysieger).
Einige Wochen vor der Auktion geben die Veranstalter den Versteigerungskatalog heraus. Darin sind alle Pferde mit ausführlicher Beschreibung der Abstammung und der Rennleistungen der Vorfahren und Geschwister vermerkt.
Diese Unterlagen sollte man genaustens studieren, denn ein besonderes Augenmerk gilt der Leistungen der Eltern, der Aufzuchtsstätte, dem Geburtsdatum, dem Zuchterfolg des Vaters und dem Alter der Mutter.
Von Farben oder Namen sollte man sich nicht blenden lassen, denn ein gutes Rennpferd hat keine Farbe.

Wenn Sie ein oder mehrere Pferde interessant finden, lassen Sie sich diese vor der Auktion vorführen. Am besten wäre es natürlich, wenn Sie einen Experten (Trainer oder Agent) an Ihrer Seite hätten, der Ihnen noch wertvolle Tips geben könnte.
Danach sollte der Maximalpreis angesetzt werden.

Nun ist es soweit - die Versteigerung beginnt. Mit klopfendem Herzen warten Sie auf "Ihre" Pferd - und schliesslich ist es soweit. Es kommt in den Ring. Es werden sicher mehrere Leute mitbieten - eventuell Sie sogar überbieten, so daß sie aussteigen und zusehen müssen, wie "Ihr" Pferd an jemand anderes verkauft wird.

Vielleicht bekommen Sie beim nächsten Pferd den Zuschlag. Im Gewinnfall werden Sie gebeten, das Versteigerungsprotokoll zu unterschreiben. Danach geht es dann an andere Dinge, wie z.B. die Bezahlung.

Der Kaufpreis setzt sich zusammen aus:
- Kaufpreis des Pferdes
- Mehrwertsteuer (zuzüglich)
- Halftergeld (1% des Kaufpreises bekommt das Gestütspersonal, daß den Jährling bisher in Obhut hatte)
- Gebühr für den Veranstalter der Auktion.

Vom Direktorium (dem Dachverband der Vollblutzucht und Rennen) wird ein Vertreter anwesend sein, dem Sie dann sagen, unter welchem Besitzernamen (event. auch Besitzergemeinschaft) das Pferd zukünftig laufen soll. Dann kümmern Sie sich um Ihr Pferd. Organisieren Sie einen Transport zum Trainer Ihres Vertrauens oder zu sich nach Hause. Wenn Sie möchten, können Sie es auch gleich versichern. Ansprechpartner für Versicherungen sind bei jeder Auktion vor Ort.

Gehen wir mal davon aus, Sie haben auf der Auktion kein Glück gehabt, so können Sie auch immer noch ein Pferd beim Züchter oder Gestüt direkt von der Koppel kaufen. Manch großer Crack wurde direkt von der Koppel gekauft.
Studieren Sie einschlägige Rennsportzeitungen (z.B. Sportwelt) oder Internetangebote. Oder geben Sie selber eine Anzeige auf.
Es gäbe auch noch die Möglichkeit bei einem Verkaufsrennen ein Pferd zu ersteigern. Der Preis errechnet sich folgendermaßen:
- Einsatzpreis des im Rennprogramm ausgeschriebenen Rennens
+ ausgeschriebenem Siegerpreis des Rennens
-abzüglich der gewonnen Summe, die das Pferd in dem Rennen gewonnen hat.

Auch über Zwangsversteigerungen können Sie mitunter sogar günstig an ein gutes Pferd kommen. Jedoch sollte man bei Versteigerungen und Käufen immer darauf achten, daß der Pferdepass und bei jüngerem Jahrgang auch die Eigentumsurkunde vorliegt und mitgegeben wird.

Pachten

Statt zu kaufen können Sie ein Pferd auch pachten.
Das macht zwar nicht jeder Eigentümer mit, aber man kann es zumindestens in Erwägung ziehen.
Das hätte den Vorteil, daß man den Kaufpreis nicht auf den Tisch legen muß, sondern dem Besitzer eine prozentuale Beteiligung von künftigen Renngewinnen einräumt und man selber natürlich in der Zeit die gesamten Kosten für das Pferd übernimmt.
Nach Ablauf des Pachtvertrages geht das Pferd zurück an den Besitzer.

Geregelt werden muß im Falle einer Pachtung folgendes:

- Länge des Pachtzeitraumes
- Wie kann er notfalls gelöst werden?
- In welchen Rennen darf das Pferd starten?
- Höhe der Prozente für den Verpächter
- Hat der Besitzer ein Mitspracherecht?
- ... auch bei der Trainerwahl?
- Was passiert, wenn der Pächter vertragsbrüchig wird?

Das alles sollte berücksichtigt werden.

Aber bleiben wir mal dabei, Sie haben sich ein Pferd gekauft.
Nun füllen Sie zusammen mit dem Verkäufer die "Besitzwechselanzeige" aus, welche man beim Direktorium erhält. Darin müssen ausgefüllt werden:

- Name und Abstammung
- Kaufdatum
- Namen und Adressen von Käufer, Verkäufer und eventuellem Teilhaber.

Erwirbt mehr als eine Person ein Pferd, so ist zusätzlich eine Teilhaberschaftsanzeige notwendig.
Falls eine Gewinnabtretung vereinbart wurde, muß diese angegeben werden.
Dies hat den Vorteil, daß nur ein Teil des Kaufpreises sofort bezahlt werden muß und der Rest aus einem Anteil an anfallenden Geldpeisen abbezahlt wird. Bis zu 50% von jedem Bruttogewinn werden dann direkt durch die Verrechnungsstelle des Direktoriums abgezogen und an den Verkäufer überwiesen, bis das Pferd abbezahlt ist.

Der Pferdepass und die Eigentumsurkunde (ggf. die Identitätskarte) muß mit der Besitzwechselanzeige zum Direktorium geschickt werden, damit Sie als Besitzer eingetragen werden können.
Im Pferdepass ist auch der Impfnachweis enthalten. Die Rennordnung schreibt vor, daß die Impfvorschriften eingehalten werden müssen - sonst darf das Pferd nicht starten.
Darauf müssen Sie zusammen mit dem Trainer achten.
Die Identitätskarte oder der Pferdepass wird vor jedem Start beim jeweiligen Rennverein zur Identifizierung des Pferdes hinterlegt.

Sollten Sie Ihr Pferd bisher noch nicht versichert haben (z.B. nach eine Auktion), so sollten Sie das jetzt schleunigst nachholen.
Eine Haftpflichtversicherung ist nicht nur bezahlbar und sinnvoll, sondern auch von der Rennordnung vorgeschrieben.
Über eine Lebensversciherung sollte man ebenfalls nachdenken, wobei man sich da mehrere Angebote zukommen lassen sollte.

Der Name

Eine Stallgemeinschaft, die aus zwei oder mehreren Teilhabern besteht, wird unter dem Namen des Bevollmächtigten mit dem Zusatz "u.a." (= und andere) registriert..
Gegen eine Gebühr kann man sich auch für einen Decknamen entscheiden ("Stall ... ")..
Das Direktorium übernimmt dabei die Gewähr, daß der Name des Eigentümers oder eventuellem Teilhaber nicht bekanntgegeben werden..
Tageszeitungen und Fachblätter unterliegen dieser Option jedoch nicht und sollte es ihnen gelingen, anderweitig an die Namen zu kommen, dürfen sie sie auch veröffentlichen.

Die Rennfarbe

Jeder Besitzer hat eine eigene Rennfarbe. Diese Rennfarbe dient seit über 200 Jahren dazu, die Pferde in Rennen gut zu unterscheiden.
Beim Direktorium sind rund 3500 Farben bzw. Farbkombinationen eingetragen und geschützt. Dort müssen Sie drei Farbvorschläge einreichen, von denen dann eine gewählt wird.
Die Registrierung kostet um die 50 Euro. Falls Sie keine Ahnung haben, wo Sie ihren Renndress schneidern lassen können, wenden Sie sich ans Direktorium. Dort bekommen Sie neben Beratung und Grundmuster auch Tipps, wo Sie Ihren Renndress herbekommen.
Alles in allem braucht es nur ein paar Tage Zeit, dann kann der Galopper in Ihren Farben starten.

Das Konto

Die Verrechnungsstelle des Direktoriums richtet für Sie von Beginn an ein kostenfreies Konto ein. Lediglich für den Versand der Kontoauszüge ist eine Gebühr zu zahlen.
Das Konto wird in Zukunft mit allen anfallenden Beiträgen (z.B. Eintragungsgebühren,Nenngelder, Trainerprozente, Reitgelder, Boxenmiete und Bahnbenutzung des zuständigen Rennvereins) belastet. Auch die Rechnungen für Hufschmied und Trainer können über dieses Konto verbucht werden.
Natürlich werden auch Gewinne darauf gutgeschrieben. Jedoch sollte das Konto immer eine gewisse Deckung aufweisen.

Die Rennordnung

Nichts geht ohne Regeln und deshalb gibt es eine Rennordnung, die Sie sich zügig zulegen sollten (erhältlich beim Direktorium).
Darin enthalten sind alle Bestimmungen,nach denen die Vollblutzucht und alle Galopprennen in Deutschland organisiert sind. Jährlich kommen beschlossene "Besondere Bestimmungen" hinzu.
Jeder, der eine Rennfarbe oder eine Lizenz erhalten will, muß eine Erklärung unterschreiben, daß er die Rennordnung mit ihren Bestimmungen, den jährlichen "Besonderen Bestimmmungen" zustimmt und einhält und die Entscheidungen der Verbandsgerichtsbarkeit akzeptiert.
Diese Vorschriften werden in der Versammlung der Mitglieder des Direktoriums festgelegt.

Das Direktorium (DRV)

Nun haben wir schon so vieles über das Direktorium gehört, aber was ist das eigentlich?
Das Direktorium ist die oberste Verwaltungsstelle für die Zucht on Vollblutpferden und für die Galopprennen in Deutschland. Sie hat die Aufgabe, die Vollblutzucht zu fördern und die Rennen zu beaufsichtigen. Es ist eine anerkannte Züchtervereinigung im Sinne der verschiedenen Paragrafen des Tierschutzgesetzes.
Ihr gehören jedoch nciht alle Züchter und Besitzer als Mitglieder an, sondern setzt sich zusammen aus den einzelnen beteiligten Gruppen wie der Züchter- und Besitzervereinigung, den Rennvereinen, dem Deutschen Trainer- und Jockeyverband und dem Verband Deutscher Amateurrennreiter.
Ihren Sitz haben sie in Köln-Weidenpesch, unmittelbar neben dem Rennplatz.

Internetauftritt (DRV)

Das DRV ist auch im Internet zu finden. Unter der Adresse www.galopp-sport.de findet man so ziemlich alles, was das Herz begehrt.
Dabei muß man unterscheiden in den öffentlichen und somit kostenfreien Bereich und dem Bereich für Abonnenten.
Im kostenfreien Bereich bekommt man Informationen über Renntermine und Ergebnisse, Qouten, Rennbahnen, Gestüte und allgemeine Informationen zu der Abstammung eines Pferdes.
Will man weiterführende Daten haben, z.B. die Nachzucht einer Stute, Adressen von Besitzern, Gestüten oder Trainern oder die Rennordnung, so braucht man ein Abo, daß mittlerweile ab 12,50 Euro Netto/Monat erhältlich ist.
Je nach Preis (bis 30 Euro monatlich) ist auch der Download oder Versand des Wochenrennkalenders inbegriffen.

Der Wochenrennkalender (WRK)

Im Wochenrennkalender, der einmal wöchentlich herausgegeben wird, stehen besondere wichtige Bekanntmachungen, Rennfarben, Decknamen, Lizenzen, Renntermine, Nennungs- und Streichungstermine, Nennungen, Gewichte, Ausschreibungsänderunen, Trainingslisten, Ordnungsmaßnahmen, Befragungen, Anzeigen und einiges mehr.
Als Beilage zum WRK erscheinen die offiziellen Rennberichte aller Galopprennen in Deutschland, die am Jahresende zu einem Jahresrennkalender zusammengefasst werden.
In unregelmäßigem Abstand sind dem WRK nützliche Verzeichnisse und Listen beigefügt (z.B. Das Pferderegister, die Rennreiterliste mit Adressen und Telefonnummern, das Trainingslistenverzeichnis, die Standorte der Hengste usw.).
Am Jahresanfang wird zudem als Bestandteil das Ausschreibungsheft herausgegeben. Darin enthalten sind die Ausschreibungen sämtlicher Rennen des Jahres, damit man mit dem Trainer zusammen auf lange Sicht hin eine passende Prüfung herausgesucht werden kann.

Als Rennpferdebesitzer haben Sie Anspruch auf eine "Legitimationskarte", mit der Sie kostenfrei Zugang zu allen Galopprennbahneb in Deutschland haben. Teilweise wird diese Karte auch im Ausland akzeptiert.
Sie hat eine Gültigkeit von 2 Jahren und kostet ca. 120 Euro.
Damit haben Sie Zugang zu speziellen Zuschauerbereichen für Besitzer,Trainer und Reiter (in aller Regel auf der Tribüne). Wegen Logen- und Parkplatzkarten müssen Sie sich an den veranstaltenden Rennverein wenden. Ebenso für Führringkarten, wenn Ihr Pferd läuft.

Ganz billig ist es jedoch nicht, ein Rennpferd zu unterhalten.
Statistisch gesehen entfallen pro Jahr auf jedes gelaufene Rennpferd ca. 6000 Euro an Preisgeldern im Inland. Hört sich erstmal viel an, aber dagegenzuhalten sind ca. 800 - 1000 Euro/Monat an Trainingskosten. Darin sind Kosten für den Tierarzt, für Nennungen und für Transporte zu auswärtigen Rennen sowie diverse andere Sachen noch nicht enthalten, wobei manche Veranstalter den Transport durch eine Transportkostenbeihilfe bezuschussen.

Und nun herzlich Willkommen im Club der Rennpferdebesitzer!!! Hals und Bein!